Sondermuseum
Phonomuseum
v.o.n.u.:
Blick in das Wiener Phonomuseum, Foto: Klaus Pichler
Edison “Class M” Phonograph, um 1889, Wiener Phonomuseum, Foto: Klaus Pichler
Verpackung einer Phonographenwalze, Edison Blue Amberol Record, nach 1912, Wiener Phonomuseum, Foto: Klaus Pichler
Radiosammlung, Wiener Phonomuseum, Foto: Klaus Pichler
Blick in den Ausstellungsbereich zu mechanischen Musikgeräten, Wiener PhonomuseumFoto: Klaus Pichler
Auf fast 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche und mit einem Sammlungsbestand von über 1.000 Exponaten wird im Wiener Phonomuseum die Geschichte der Tonaufzeichnung und -wiedergabe erzählt. Besucher:innen können sich über die Entwicklung des Phonographen und des Grammophons, der elektro-akustischen Revolution, der High Fidelity-Stereophonie bis hin zur digitalen Gegenwart informieren. Der Großteil rund 300 im Museum gezeigten Ausstellungsstücke können auch in Betrieb genommen und dem interessierten Publikum vorgeführt werden.
Highlights im Saal „Edisons Erbe“
Im Hauptsaal des Wiener Phonomuseums mit dem Titel „Edisons Erbe – als Maschinen sprechen lernten – Phonographen und Grammophone von 1877 bis 1939“ sind etwa Zinnfolien-Phonographen ausgestellt. Mit diesen Geräten gelang 1877 erstmals die Aufnahme und Wiedergabe der menschlichen Stimme gelang. Außerdem zu sehen ist ein Edison Class-M (Modell B)- Phonograph aus dem Jahr 1888 – dabei handelt sich um einen der ersten in Serie hergestellten Phonographen. Ursprünglich war dieses Gerät nicht für Unterhaltungsmusik entwickelt worden, sondern als Diktaphon für den Bürobetrieb.
Mehr Informationen zum Edison Class-M Phonograph.
Ein weiteres besonderes Exponat ist ein Edison Peerless Motor Phonograph von 1894. Das erste Lied, das mit einem solchen Gerät aufgenommen worden ist, war „Mary had a little lamb“. Erst dann kam man auf den Gedanken, Phonographen für Unterhaltungszwecke einzusetzen. Ein Kopieren der aufgenommen Wachswalzen war allerdings zu dieser Zeit noch nicht möglich, Sänger:innen mussten für jede aufgenommene Walze extra singen. Ein dreifacher Aufnahmetrichter, der sogenannte „Raccord“, machte es möglich, dass mehrere Sänger gleichzeitig eine Walze bespielen konnten. Ein solches Gerät wurde als „Concert Phonograph“ bezeichnet.
Der nächste Fortschritt war die Erfindung eines Vervielfältigungsgerätes für Walzen. Schließlich kam Emil Berliner auf die Idee, aus den Walzen Scheiben zu machen, die man pressen und daher fabriksmäßig produzieren konnte. So entstand um 1893 das Grammophon. Die damals hergestellten Platten waren zwar billiger, aber im Vergleich zu den Phonographenwalzen dafür qualitativ schlechter.
Viele Schritte auf dem Weg zur digitalen Ära
Zu Beginn der Schallplattenära kannte man noch nicht die richtige Mischung für die Herstellung der Platten. Es gab zahlreiche Versuche mit Glas, Email, Wachs, Russ und Blech, die jedoch alle fehlschlugen. Erst die Entdeckung von Schellack, einer Absonderung der indischen Baumlaus, führte zum Erfolg. Um das Material zu härten, wurde Russ beigefügt. Da diese aber zu grobkörnig war, hörte man noch immer krachende Nebengeräusche beim Abspielen der Platte. So mahlte man den Russ zu einem feinen Pulver, fügte dem Harzprodukt Kolophonium, Steinmehl und Schellack hinzu, und erhielt die berühmte Schellackplatte, welche bis in die 50iger Jahre produziert und danach von der Vinylplatte ersetzt wurde.
Ab 1983 setzte sich dann immer mehr die Compact Disk (CD) durch, welche die analoge Schallaufnahme beendete und das digitale Zeitalter der Tonaufzeichnung einleitete.
Veranstaltungen und Kooperationen
Im Wiener Phonomuseum werden neben verschiedenen Vorträgen und Eröffnungen der jährlich stattfindenden Sonderausstellungen auch Auftritte von prominenten Künstler:innen organisiert. Es gibt gemeinsame Veranstaltungen mit dem „Schellack-Sammlerverein“, der jeden ersten Montag im Monat im Phonomuseum seinen Vereinsabend abhält, sowie mit der „Gesellschaft Historischer Tonträger „ .
Zur Geschichte des Wiener Phonomuseums
Das heutige Wiener Phonomuseum war ursprünglich ein „Verein der Tonbandfreunde“ mit einem Vereinslokal im 17. Bezirk. 1983 wurden mit der Unterstützung der ARGE der Wiener Bezirksmuseen und mit großem finanziellen Aufwand geeignete Räumlichkeiten in einer ehemaligen Filiale der Krankenkasse in der Mollardgasse 8 als Wiener Phonomuseum eingerichtet.
Eine der größten Sammlung an Phonographen und Grammophonen in Europa
Erster Museumsleiter war ab 1984 Friedrich Mewes. Ihm ist es zu verdanken, dass das Wiener Phonomuseum den regulären Betrieb aufnehmen konnte. Kustos Prof. Bruno Fritscher, der seine Phonographensammlung bereits 1986 dem Museum übergeben hatte, wurde 1993 provisorischer Leiter. Nach seinem Ableben konnte der größte Teil der noch im Privatbesitz verbliebenen Geräte von Kurt Krapfenbauer erworben werden, welche mit der eigenen umfangreichen Sammlung ergänzt, und dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt werden konnte. Durch den Zusammenschluss der Sammlung Fritscher mit der Sammlung Krapfenbauer entstand eine der größten Sammlung an Phonographen und Grammophone in Europa, welche lückenlos die Entwicklung der Sprechmaschinen von 1877 bis 1938 dokumentiert.
Erste Sonderausstellung 1987
Die erste Ausstellung des Phonomuseums wurde unter dem Namen „Edisons Erbe – als Maschinen sprechen lernten“ 1987 von Kulturstadträtin Ursula Pasterk eröffnet. Die Sammlung umfasste damals vor allem Phonographen der Firma Edison, Pathé, Columbia, sowie Grammophone, Zubehörteile, Dokumente und eine umfangreiche Phonographenwalzensammlung, die dem Archiv des Wiener Phonomuseums angeschlossen wurde.
Ab 1994 war Gerhard Jagodic neuer Museumsleiter. Anfang 2007 konnte der Hauptsaal des Museums renoviert und eine Neuaufstellung der Geräte im Rahmen einer Sonderausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden. 2013 wurde Kurt Krapfenbauer zum Leiter des Phonomuseums bestellt, bis dieser die Funktion 2016 an Franz Lechleitner übergab.
Mehr Informationen zum Wiener Phonomuseum finden Sie auf der Website des Museums.