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Veranstaltungen

Bezirk
15. Rudolfsheim-Fünfhaus
Monat
Januar
Jahr
2025
Kategorie
Vortrag

17. Januar 2025   17:30-19:00

Die Geschichte des Werdenburgischen Schlossgrundes

Vortrag von Alfred Waldstätten am Fr, 17.1.2025, 17.30

Infos & Anmeldung: https://doo.net/veranstaltung/169611/buchung

Es handelt sich um einen Gebäudekomplex mit großen Gärten und Nebengebäuden an der äußeren Mariahilferstraße, dessen Geschichte bereits Ende des 18. Jhd. begann und der im Laufe von Jahrzehnten unterschiedliche Besitzer hatte. Infolge der fortschreitenden Verbauung verschwanden die letzten Reste bald nach 1835.

FAMILIE AIGNER – HUGO FREIHERR VON WALDSTÄTTEN

1771 kaufte Hugo Freiherr von Waldstätten von Familie Aigner, die eines der ursprünglichen fünf Häuser von Fünfhaus bewohnte, vier aneinandergrenzende Weingärten an der heutigen Äußeren Mariahilfer Straße. Darüber hinaus erwarb er mehrere Äcker sowie weitere Grundstücke von unterschiedlichen Grundeigentümern. Daraufhin ließ er am zwischen heutiger Clementinen- und der Reindorfgasse gelegenen Schlossgrund ein aus drei Gebäudeteilen bestehendes Schlösschen sowie ein Gartenhaus errichten.

DIE ARNSTEINS – DIE HIGH-SOCIETY IN FANNYS SALON

Nach mehreren Besitzwechseln wurde das Anwesen 1793 vom bald darauf in den Adels- und Freiherrnstand erhobenen Bankier Nathan Adam Arnstein erworben. Trotzdem der neue Besitzer jüdischen Glaubens war, was Grunderwerb in der Regel verhinderte, wurde der Kauf vom Domkapitel 1794 aufgrund der Bedeutung der Person genehmigt. Gemeinsam mit seiner Frau Fanny ließ er Schloss und Garten neugestalten. Während der Napoleonischen Kriege und dem Wiener Kongress stiegen die Arnsteins bis an die Spitze der Gesellschaft auf. In Fannys Salon trafen sich mitunter Hochadel und Klerus, für die sie rauschende Feste veranstaltete. Selbst der berühmte britische Admiral Lord Nelson wurde samt seiner Geliebten Lady Hamilton in Braunhirschen empfangen.

HENRIETTE UND FLORA – SCHWENDERS COLOSSEUM – POKORNYS SOMMERTHEATER

Fanny starb 1818. Im Schlosspark, den sie nach dem Vorbild des Anwesens ihrer Familie vor dem Schlesischen Tor in Berlin gestaltet hatte, wurde daraufhin eine Gedächtnisstätte errichtet. Nachdem auch der Freiherr 1838 im Braunhirschner Schloss verstorben war, verkaufte seine einzige Tochter Henriette, verehelichte Freiin von Pereira-Arnstein, und seine Enkelin Florentina, verehelichte Gräfin von Fries, in den folgenden
Jahrzehnten immer wieder Grundstücke und letztendlich auch das Schloss selbst. Bereits 1835 wurde ein kleiner Teil des Anwesens von Carl Ludwig Schwender gepachtet, der in weiterer Folge sukzessive weitere Teile des Schlossgrundes aufkaufte. So entstand allmählich Schwenders Colosseum, in dem etwa zahllose Feste und Bälle gefeiert wurden. Außerdem wurde im Schlosspark mit Pokornys Sommertheater zeitweise eine große Freilichtbühne etabliert. Andere Grundstücke wurden parzelliert, um darauf Wohnhäuser zu errichten. Das Schloss selbst wurde in den 1860er Jahren abgerissen, der Grund ebenfalls parzelliert.

Auf diesem Plan von 1819 ist das Arnsteinsche Anwesen zu sehen. Der Eingang befand sich in der heutigen Schwendergasse (1); Mariahilfer Straße (2); Schulgasse = Herklotzgasse (3); Sechshauser Straße (4); Kirchengasse = Reindorfgasse (5). Bildquelle: Plan 1819 J. Orth, Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus

Auf diesem Plan von 1819 ist das Arnsteinsche Anwesen zu sehen. Der Eingang befand sich in der heutigen Schwendergasse (1); Mariahilfer Straße (2); Schulgasse = Herklotzgasse (3); Sechshauser Straße (4); Kirchengasse = Reindorfgasse (5).
Bildquelle: Plan 1819 J. Orth