Bezirksmuseum
Leopoldstadt
v.o.n.u.
Modell des Riesenrades, 1930er-Jahre, Foto: Klaus Pichler
Ausstellungsbereich Religionen im Bezirk Leopoldstadt, Foto: Klaus Pichler
Fensterrosette des ehemaligen Wiener Nordbahnhofs, Foto: Klaus Pichler
Blick in die Dauerausstellung, Foto: Klaus Pichler
Ausstellungsbereich Geschichte des Judentums im Bezirk Leopoldstadt, Foto: Klaus Pichler
Die spannende Zeitreise beginnt beim 2 Meter hohen Modell des Riesenrades, das 1930 von einem arbeitslosen Maurer aus abgebrannten Streichhölzern gebaut wurde. Im folgenden Abschnitt wird darauf eingegangen, dass die Leopoldstadt von ihren Anfängen an geprägt war durch ihre Lage am Wasser – sei es früher durch ihre unmittelbare Nachbarschaft zum Geflecht der Donauarme, oder seit der Donauregulierung durch ihre Lage entlang des neuen Hauptstromes. Zahlreiche Brücken, Hafenanlagen, Warendepots, rege Schifffahrt und in historischer Zeit nicht zuletzt auch Schiffsmühlen bestimmten das Leben.
Die beiden osmanischen Belagerungen Wiens 1529 und 1683 hinterließen auch in der Leopoldstadt ihre Spuren. Die präsentierten Objekte zeigen, dass dies einerseits durch Zerstörungen, aber nicht zuletzt auch in Form von Kulturkontakten mit den Belagerern erfolgte.
Angehörige vieler Religionsgemeinschaften finden sich in Gegenwart und Vergangenheit im Bezirk. Ganz allgemein vermittelt ein Gang durch die Ausstellung in allen Stationen, dass die Leopoldstadt nicht erst heute, sondern bereits seit Jahrhunderten ein Wohnort für zugewanderte Menschen aus verschiedensten Volksgruppen war und ist.
Der Augarten bot seit dem späten 18. Jh. der Bevölkerung einen wichtigen Naherholungsraum, wurde aber auch durch seine Porzellanmanufaktur weltweit bekannt.
Die Leopoldstadt war schon früh ein Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs, insbesondere des Bahnwesens. 1838 wurde hier der Nordbahnhof als erster Bahnhof Wiens errichtet. Eine eindrucksvolle Originalrosette des ehemaligen Nordbahnhofgebäudes illustriert diesen Aspekt der Bezirksgeschichte. Um 1900 zeugten zwei Großbahnhöfe von der Funktion des Bezirkes als Durchgangsraum der Nord-Süd-Verbindungen innerhalb der Donaumonarchie. Über den Praterstern führte zudem die erste Pferdebahnlinie Wiens, später dann die erste Wiener elektrifizierte Straßenbahnlinie.
Besonders beeindruckend ist die umfassend dokumentierte, große Zahl jener prominenten Kulturschaffenden aus den Bereichen Literatur, Theater, Musik, Kunst und Architektur, die einen Bezug zur Leopoldstadt hatten. Weniger bekannt ist, dass sämtliche führenden Exponent:innen der österreichischen Bildhauerei des 20. Jh. einen Bezug zur Leopoldstadt hatten! Die Anfänge des Kinos in Wien um 1900 erfolgten zu einem großen Teil im Prater. Filme wurden damals noch weniger als Kunstform, sondern vielmehr als Attraktion betrachtet. Historisches Bildmaterial illustriert, dass die Leopoldstadt die 1873 in Wien stattfindende Weltausstellung beherbergen konnte, inklusive der 1937 abgebrannten Rotunde.
Ausgiebigen Raum erhält schließlich das jüdische Leben auf der sog. „Mazzesinsel“. U.a. ist die Originaltüre einer sogenannten „Sammelwohnung“ zu sehen, in der jüdische Wiener:innen in der Nazizeit vor ihrer Deportation auf engstem Raum leben mussten. Die Türe zeigt noch deutlich die Spuren der Versuche der Nazis, sie mit Gewalt zu öffnen, um die damaligen Bewohner:innen „auszuheben“. Dieses Ausstellungsobjekt macht Geschichte auf eine besonders bewegende Weise sichtbar. Vor der Türe sind auf dem Boden „Steine der Erinnerung“ zu sehen, wie sie mittlerweile an unzähligen öffentlichen Orten der Leopoldstadt den vertriebenen und ermordeten jüdischen Bezirksbewohner:innen Namen und Andenken geben.
Das Bezirksmuseum Leopoldstadt verfügt über einen eigenen Raum für seine regelmäßig stattfindenden Sonderausstellungen, sowie über einen ein Bereich für Veranstaltungen. Besuchen Sie unsere Dauerausstellung, unsere Sonderausstellungen, unsere Veranstaltungen – und lernen Sie die vielfältige Geschichte der Leopoldstadt in all ihren Facetten kennen!